Entstehung der Siedlung

Über die Entstehung der Kramberg-Siedlung in Hermannshagen
Ein Beitrag anlässig des 75-jährigen Bestehens der Kramberg-Siedlung

(Grundlage ist der Beitrag zur Geschichte der Kramberg-Siedlung in Münden, zusammengestellt und kommentiert von Erich Quandt zum 50-jährigen Bestehen, sowie eine schulische Jahresarbeit von Christel Quandt)

1. Bemerkungen über das Siedlungswesen
2. Wohnungsnot in Münden
3. Auf der Suche nach Siedlungsgelände
4. Reichsheimstätten-Grundstücke
5. Die Planung
   a) die Auswahl der Siedler
   b) Preise und Belastungen
6. Die Erschließung des 1. Bauabschnittes
7. Rückblick auf 1936
8. Die weiteren Bauabschnitte
9. Die Situation der Siedler
    a) das Haus
    b) das Grundstück
    c) die Finanzen
    d) die Betreuung
10. Nachwort
11. Lageplan

1. Bemerkungen über das Siedlungswesen
Nach dem ersten Weltkrieg griff der Staat erstmals in die Wohnungsversorgung der Bevölkerung durch das Preußische Wohnungsgesetz vom 28. März 1918, die Verordnung über das Ebbaurecht vom 15. Januar 1919. das Reichssiedlungsgesetz vom 11. August 1919 und das Reichsheimstättengesetz vom 10. Mai 1920 ein. Mit diesem Hilfen wollte der Staat für die zurückkehrenden Soldaten wie auch für die Kriegerwitwen durch die Schaffung von bodenverbundenem Eigentum - einer Heimstätte - die Kriegsfolgen mildern.

So beschreibt das Ehrenmitglied des Deutschen Siedlerbundes, LV Nds. e.V. Frau Margot König, die in Gesetze und Rechtsverordnungen umgewandelten Absichtserklärungen der jungen Weimarer Republik nach dem ersten Weltkrieg. In den zwanziger Jahren, als im Zuge der fortschreitenden Industriealisierung in den Großstädten immer mehr Arbeitnehmer aus Not Wohnungen in Mietkasernen beziehen durften oder mußten, konnte die anhaltende Wohnungsnot nicht so behoben werden, wie das einmal vorgesehen war. Sicher sind auch in den zwanziger Jahren vereinzelt Siedlungen für Minderbemittelte und Kinderreiche entstanden, doch es fehlte letztlich die Kompetenz der Durchsetzung wünschenswerter Siedlungsbauten. 

Wie Frau König in ihrer Chronik "Fünfzig Jahre Deutscher Siedlerbund" ausführt, hat der Reichspräsident am 6. Okt. 1931 die "Dritte Notverordnung zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen und zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen" erlassen und in Kraft gesetzt. Das Regieren mit "Notverordnungen" war die Folge weitgehender Handlungsunfähigkeit des Reichstages, und zwar vorwiegend mit dem Ziel der Sanierung des Haushalts und der Finanzen (u.a. Brüningsche Notverordnung mit 6%iger Gehaltskürzung). Dagegen war nicht viel zu sagen.

Die weitere (im Titel der Notverordnung auch deutlich genannte) Zielsetzung war "... die Bekämpfung politischer Ausschreitungen". Ich habe die Zeit damals als nicht oder nicht bewußt miterlebt, weiß aber aus der Geschichte der Weimarer Republik, mit welchen Gefahren sie zu kämpfen hatte und warum sie unterging. Auch gegen diese Zielsetzung ist im Grunde nichts einzuwenden. Ich würde es aber bedauern, wenn "die Bekämpfung politischer Ausschreitungen" neben der sozialen Aufgabe der Bekämpfung der Wohnungsnot einer der Hauptgründe für die Planung und den Bau vorstädtischer Kleinsiedlungen gewesen wäre.

Frau König schreibt, daß der 4. Teil der Dritten Notverordnung  "die gesetzliche Grundlage für die vorstädtische Kleinsiedlung" schuf. "Zur Förderung der Seßhaftmachung der Bevölkerung auf dem Lande, zur Minderung der Erwerbslosigkeit und um den Erwebslosen den Lebensunterhalt zu erleichtern, sollten die landwirtschafliche Siedlung und die Kleinsiedlung in der Umgebung von Städten und großen Industriegemeinden ... gefördert werden." Gleichzeitig war festgelegt, daß die Siedler sich einer Betreuung zu unterwerfen hatten, damit sie aus Gartennutzung und Kleintierhaltung solche Erträge zu erzielen vermochten, die ihnen die notwendige und angestebte Erleichterung des Lebensunterhalts brachten. Diese Betreuung übernahm 1935 der Deutsche Siedlerbund, der sich aus dem Zusammenschluß seiner regionalen Vorgängerorganisationen gebildet hatte.

2. Wohnungsnot in Münden

Tatsächlich bestand in Deutschland, auch in Münden, zu beginn der dreißiger Jahre ein großer Bedarf an Wohnungen, und zwar besonders an Wohnungen zu möglichst niedrigen Preisen. Um diesen Notstand zu abzuhelfen, waren Siedlungsprogramme entworfen worden. Dem Bau von Siedlungshäusern wurde schon deshalb der Vorzug gegeben, weil bei Siedlungshäusern  - im Gegensatz zu Einzelhäusern- die Entwurfskosten nur einmal anfielen, die Bauteile einheitlich und in großen Mengen (und dadurch bedeutend billiger) bestellt und gekauft werden konnten.

Die Probleme, die sich für die Stadt Münden - und in wahrscheinlich auch für alle anderen Städten - ergaben, lagen darin, dass sie selbst nicht über das für den Siedlungsbau notwendigen und geeigneten Bauland verfügten. Die Stadt Münden beispielsweise bemühte sich mindestens seit Anfang der dreißiger Jahre bei der Klosterkammer in Hannover um die Überlassung von Grundstücksflächen für Siedlungszwecke. Selbst nach 1933, nach Zentralisierung sowohl der Regierungsgewalt als auch der gemeinsamen Bemühungen um die Linderung der Wohnungsnot , war es für die Gemeinden schwer, das erforderliche Bauland anzukaufen.

Zusammenhängende geeignete Flächen in der benötigten Größe besaßen in und um Münden nur die Kirche und der Staat, und beide wehrten sich mit allen Kräften gegen einen Verkauf. Ansprechpartner der Stadt Münden bei den beiden genannnten großen Institutionen waren die Klosterkammer in Hannover und der Preußische Domänenfikus, vertreten durch das Domänenrentamt Northeim.

Die politische Bedeutung des Bauens von Kleinsiedlungen war nach 1933 erheblich angewachsen. Die "Bekämpfung politischer Ausschreitungen " spielte keine Rolle mehr, da auch die Erwerbslosigkeit mit systemeigenen Mitteln erfolgreich beseitigt worden war, sollte über ein Reichssiedlungsprogram der NSDAP die Eigentumsbildung in Arbeiterhand vorangetrieben werden.

Es ist verständlich, dass damit auch zugleich andere Ziele verfolgt wurden. So waren zum Beispiel die Grundstücke der Siedler so groß, dass bei jedem Grundstück der Siedlung etwa 800 bis 900 qm landwirschaflich genutzt werden konnten. Das sollte einmal für den Siedler eine Erleichterung sein für das tragen der Lasten, zum andern diente es - volkswirschaftich gesehen  - der Sicherstellung der Volksernährung.

Als Begründung für die politische Notwendigkeit des Siedlungsbaues schrieb der damalige Bürgermeister Sieh:

Tatsache ist, dass sich bereits eine ganze Anzahl Volksgenossen, insbesondere kinderreiche, um eine Siedlerstelle beworben haben. Die ausserordentlich günstigen Erfahrungen, die andere Städte mit der Ansiedlung von Erwerbslosen und Kinderreichen gemacht haben, erfordern für die Stadt Münden eine umgehende Lösung des Siedlungsproblems. Ich darf darauf hinweisen, dass Münden früher im Rufe stand, eine rote Hochburg zu sein. Bei der letzten Wahl gab es hier in Münden noch eine sehr große Anzahl von Nein-Stimmen. Dies ist auf die völlig  unzulänglichen Wohnungsverhältnisse der Arbeiterschaft zurückzuführen. Ich bin davon überzeugt, dass wir die noch abseits stehenden Arbeiter für den Nationalsozialismus gewinnen werden, wenn durch eine großzügige Siedlung endlich dem Wohnungselend abgeholfen wird. Ich wäre Ihnen ausserordentlich dankbar, wenn Sie unter Berücksichtigung der angeführten Verhältnisse nunmehr doch auf das Ihnen zustehende Einspruchsrecht zugungsten der Stadt verzichten würden.

3. Auf der Suche nach Siedlungsgelände 

Die Stadt Münden bemühte sich bei der Klosterkammer Hannover mind. seit Anfang der dreißiger Jahre um Siedlungsgelände in der Ballertasche, und zwar auf dem ehemaligen Exerzierplatz links der Weser. Die Klosterkammer zögerte die Entscheidung immer weiter hinaus, so daß im Januar 1935 über den Regierungspräsidenten in Hildesheim auch noch der Reichsarbeitsminister eingeschaltet werden mußte.
Die Klosterkammer weigerte sich jedoch weiter oder bot als Tauschflächen lediglich zur Bebauung ungeeignete Flächen an, die teilweise im Hochwassergebiet lagen.

In der Zwischenzeit hatte die Stadt Münden weiter nach Bauland gesucht und war - sicher begünstigt durch die Bevölkerungs- und Sozialstruktur Hermannshagens und durch die kurz zuvor gebaute Stadtrandsiedlung - auf die unbebauten Wiesen des Krambergs gestoßen, die zum großen Teil dem Preußischen Staat - Domänenverwaltung - gehörten. Die zuständigen Herren der Stadt hatten das Kramberggelände wiederholt besichtigt und als geeignet befunden.
Das Gelände der Kramberg-Siedlung schließt an zwei Seiten direkt an die Gemarkung Wiershausen an. Während die Innenstadt 115-150m über NN liegt, erricht der höchste Punkt des Siedlungsgeländes etwas 185m über NN.
Auf dem nachfolgenden Plan der Stadt Münden aus dem Jahre 1913 sind die drei Bezeichnungen "Hermannshagen", "Das hohe Feld" und "Kramberg" nebeneinander gut zu erkennen.

Als Bild folgt ein Foto "Blick von der Tillyschanze" auf die Innenstadt, auf Hermannshagen und auf den noch unbebauten Kramberg. Das Foto ist wahrscheinlich 1934 entstanden.

Am 26. Febr. 1935 hat Bgm. Sieh mit den zuständigen Herren der Niedersächsischen Heimstätte verhandelt. Das wichtige Ergebnis dieser Verhandlungen war, daß die Nds. Heimstätte die Trägerschaft über die Kramberg-Siedlung übernehmen will, und zwar für zunächst 20-25 Grundstücke.

Der Bgm. berichtete am 6. April 1935 an die Nds. Heimstätte, daß die Beschaffung von Siedlungsgelände noch nicht zum Abschluß gekommen ist. Es bestehe zwar die Aussicht, das Gelände am Kramberg für einen günstigen Preis zu erwerben, doch werde sich die Eingemeindung dieser Grundstücke in den Stadtbezirk Münden noch einige Zeit hinzögern.

Beim Domänenrentamt Northeim hat die Stadt Münden am 16. April 1935 um den Verkauf der Wiesen am Kramberg zur Besiedlung nachgesucht. Wenige Tage später hat das Domänenamt dem Verkauf der Parzellen an die Stadt Münden grundsätzlich zugestimmt.
Von diesem Zeitpunkt an war die Kramberg-Siedlung im Gespräch. Und nun ging alles zügig voran.

Ein erstes Gespräch war am 6. Mai 1935 mit der Abteilung des hiesigen Reichsarbeitsdienstes (RAD), die damals noch der Freiwillige Arbeitsdienst war. Diese Abteilung hatte ihre Unterkünfte in dem großen städtischen Gebäude an der Kasseler Schlagd, in dem später die "Mensa" war.

Der förmliche Antrag des Bgm. an den Regierungspräsidenten in Hildesheim folgte am 25. Mai 1935. Der Bgm. berichtete, daß die Stadt mit dem Domänenfiskus Kaufverhandlungen über 6033 ha Kramberggelände führt, auf dem in zwei Etappe 51 Kleinsiedlerstellen mit je rd. 1000 qm Landfläche errichtet werden. In der Siedlung müssen 850 qm Wirtschaftswege "zur baureifen Aufschließung des Geländes" hergestellt werden, die  "durch die hiesige Arbeitsdienstabteilung 8/186 "Asmus Teufel" ausgeführt werden" sollen.
Die Ausführung dieser Arbeiten durch die freie Wirtschaft ist aus finanziellen Gründen nicht tragbar. Außerdem sollen die Baugruppen für die einzelnen Siedlungshäuser ebenfalls durch die Arbeitsdienstfreiwilligen ausgehoben werden.

4. Reichsheimstätten - Grundstücke

Am 26.02.1935 hat eine Besprechung zwischen den Bürgermeister der Stadt Münden und der Niedersächischen Heimstätte stattgefunden. Die Heimstätte hat sich bereit erklärt, die Trägerschaft über die Kramberg-Siedlung grundsätzlich zu übernehmen, und zwar zunächst für 20-30 Grundstücke. Damit war aber klar, daß die Heimstätte auch alle anderen Grundstücke der Kramberg-Siedlung betreuen würde. Zum besseren Verständnis sei es erforderlich, zunächst einige Ausführungen über die Heimstätte und ihre Vor- und Nachteile auszuführen.

Das Reichsheimstättengesetz (RHG) ist am 10. April 1920 in Kraft getreten und in einer Neufassung vom 25. November 1937 den damaligen Verhältnissen angepaßt worden. Zur Zeit des Beginns der Kramberg-Siedlung galt also die Urfassung des RHG. Nach 1933 hatten sich die Regierenden über die Deutsche Arbeitsfront die Stellen geschaffen, die den Heimstättengedanken weiter verbreiteten und die Zuarbeit für die Heimstätten leisteten.

Zur Planung, Durchführung und Überwachung des Siedlungsbaues war bei der Deutschen Arbeitsfront (DAF) ein Reichsheimstättenamt gegründet worden, das in den meisten Provinzhauptstädten des Reiches Verwaltungsstellen (Gauheimstättenämter) unterhielt. Als weitere Untergliederung waren Kreisheimstättenämter eingerichtet worden. Das Siedlungsprogramm für den Kreis Münden soll in Verbindung mit dem Mündener Kreisheimstättenamt aufgestellt worden sein.

Die mit den Siedlungsprogrammen verbundenen Ziel konnten nur dann mit dem größtmöglichen Erfolg erreicht werden, wenn die Siedlungen Heimstätten waren und als solche den Bestimmungen des RHG unterworfen waren. Ausgeber der Heimstätten in Münden konnte aber nur die Stadt Münden oder die für diese Zwecke eingerichtete nds. Heimstätte in Hannover sein.

Nach dem RHG vom 10.04.1920 können Einfamilienhäuser mit Nutzgärten und ländliche Anwesen als Heimstätte ausgegeben werden. Die Einrichtung der Heimstätten wird zunächst dadurch erleichtert, daß der Staat auf ziemlich alle Gebühren verzichtet, die mit der Errichtung oder Vergrößerung der Heimstätte in Zusammenhang stehen. Der Staat seinerseit schützt den Heimstätter dadurch, daß die Verschuldung nur in einem angemessenen Verhältnis zur Leistungsfähigkeit des Heimstätters genehmigt wird und daß die Zwangsvollstreckung in die Heimstätte grundsätzlich ausgeschlossen ist.

Der Staat wiederum schützt sich u.a. durch ein Vorverkaufsrecht. Das bedeutet, daß jeder Heimstätter, der sein Grundstück verkaufen will, es zunächst dem Ausgeber, der Heimstätte, anbieten muß. Erst wenn die Heimstätte verzichtet, kann er - wie geplant - sein Grundstück verkaufen. Außerdem ist zu jeder Teilung, Vergrößerung, Veräußerung und Belastung die Genehmigung des Ausgebers der Heimstätte erforderlich.

Die Bezeichnung "Heimstätte" oder "Heimstättengrundstück" hat im Grunde nur rechtliche Bedeutung. Wenn ein Grundstück Heimstätte ist, dann ist im Grundbuch - Abteilung II - eine Belastung des Grundstücks in der Art eingetragen, daß eben dieses Grundstück als "Reichsheimstätte" bezeichnet worden ist ud allen Rechten und Pflichten, die sich aus dem Gesetzt ergeben, unterworfen ist.

Wenn auch bei der Entstehung der Kramberg-Siedlung zunächst alle Grundstücke Heimstätten-Grundstücke waren, so ist doch im Laufe der Zeit, weil die Siedler oder die neuen Bewohner der Häuser den Schutz des Staates nicht mehr für erforderlich hielten, auf Antrag einiger Eigentümer die Heimstätteneigenschaft gelöscht worden. Das bedeutet in den meisten Fällen, daß die gestundeten Gebühren rückwirkend an den Staat gezahlt werden mußten. Andererseits ist der Eigentümer jetzt auch von Meldepflichten an die Heimstätte und von den Beschränkungen des Heimstättengesetzes  befreit. Siedler in unserer Siedlergemeinschaft können auch die Eigentümer sein, deren Grundstück nicht mehr Reichsheimstätte ist.

Wie aus den Unterlagen hervorgeht, hat sich das Kreisheimstättenamt, geleitet von einem Herrn Weber, sehr stark für die Enststehung der Siedlung und vor allem für die Interessen der Siedler eingesetzt.

 5. Die Planung

 Wie sollte nun diese Kramberg-Siedlung aussehen? Die Vorstellungen der Stadt und des Reichsheimstättenamtes gingen dahin, daß etwas 7 ha unbebautes Kramberg-Gelände von der Stadt gekauft werden sollten, auf dem in mehreren Etappen rd. 50 Kleinsiedlerstellen mit je 1000 qm Grundstücksfläche errichtet werden sollten. Lt. Antrag an den Regierungspräsidenten in Hildesheim müssen in der Siedlung 850m Wirtschaftswege "zur baureifen Aufschließung des Geländes" hergestellt werden. Von Straßen ist während dieser Phase nie die Rede gewesen. Die Anbindung an Hermannshagen sollte  über den jetzigen Siedlerweg - früher Saarlandstraße - erfolgen. Eine Anbindung an die Adolf-Pott-Str. und an die Hedemündener Straße war nicht vorgesehen.

Ein wesentliches Element der Siedlung oder gar der Mittelpunkt sollte ein Gemeinschaftshaus werden, das der Planung nach dort gebaut werden sollte, wo jetzt der obere Teil der Straße "Am Kramberg" ist. Die ganze Siedlung sollte eine Art Gemeinwesen abgeben, das trotz der in Hermannshagen vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten und der einzigen straßenmäßigen Verbindung nach Hermannshagen eine relative Selbstständigkeit haben sollte. Es war auch die Rede davon, innerhalb des Siedlungsgeländes eine Einkaufsmöglichkeit zu schaffen. Einer der Planungsvorschläge ist auf dem nachfolgenden Blatt kopiert.

 Kleinsiedlung Kramberg:
entstehen der Stadt zunächst folgende Kosten:
a) Geländeankaufkosten        18.101,70 RM
b) Vermessungskosten            1.000,00 RM
c) Straßenbauk.(Arb.dienst)   19.000,00 RM
d) Wasserversorgung              12.185,00 RM
e) Lichtversorgung                  1.900,00 RM
Gesamt:                               52.186,70 RM

Die Vermesungskosten werden von den Siedlern sofort wieder eingezogen. Die Geländeankaufs- und Straßenbaukosten werden auf die Gesamtfläche umgelegt und bilden dann für die Siedler den Kaufpreis der Grundstücke. Die Kosten der Wasser- und Lichtversorgung müsser später vom städtischen Betriebswerk übernommen werden.

 

 

Im engen Zusammenhang damit ist ein Vermerk der Stadt vom 7. Aug. 1935 zu sehen, in dem festgehalten ist, daß die Siedler Propangas nehmen sollten, damit 6500 RM für die Gasversorgung gespart würden.
Die Stadt hatte die Trägerschaft über die Kramberg-Siedlung auf die Nds. Heimstätte übertragen. Die Nds.Heimstätte war demnach zum Ausgeber der einzelnen Heimstätten geworden. Um die einzelnen Heimstätten an die Siedler (Heimstätter) übertragen zu können, mußte die Nds.Heimstätte erst einmal Eigentümer der betreffenden Grundstücke werden.
Am 1. August 1935 wandte sich deshalb die Heimstätte an das Kreisheimstättenwerk der DAF und forderte alle Unterlagen über die Grundstücke, über die Finanzierung usw. an. Vor allem verlangte die Heimstätte, daß die einzelnen Siedler eine möglichst niedrige Belastung aufzubringen hätten. Sie verlangte ebenfalls, daß möglichst viele Forderungen langfristig gestundet würden, damit die Siedler die notwendigen Belastungen leichter tragen könnten.

a) Die Auswahl der Siedler
Die Absichten der Stadt, eine vorstädtische Kleinsiedlung zu bauen, waren in der Öffentlichkeit seit langem bekannt. In der Presse und in den Betrieben wurden Informationen gegeben und verarbeitet. Als Vertretung der Arbeitnehmer - damals der "Gefogschaftsmitglieder" - in den Betrieben war über die Betriebsobleute die Deutsche Arbeitsfront (DAF) aktiv. Ansprechstelle für die möglichen Bewerber um eine Siedlerstelle war das Kreisheimstättenamt der DAF in Münden. In den meisten Fällen haben die Betriebe die Gefolgschaftsmitglieder gemeldet, die für das Siedeln in Betracht kamen und für die Betriebe ein Arbeitgeberdarlehn zur Verfügung stellen wollten. Ob nun alle Bewerber gemeldet wurden oder ob schon in den Betrieben eine Vorauswahl getroffen wurde, ist nicht bekannt.

Nach Eingang der Anträge beim Kreisheimstättenamt (KHA) wurde ein Prüfungsverfahren eingeleitet, das in der Regel mit der Ausstellung eines Siedler-Eignungsscheines endete. Die Siedleranwärter mußten sich mit ihren Familien bei einem zuständigen Arzt untersuchen lassen. Der Arzt stellte ein Gesundheitsschein aus, der dann verschlossen über das KHA dem Gauheimstättenamt zugeleitet wurde. Dort wurde dann über die Eignung des Siedleranwärters befunden. Um das beschriebene Verfahren in Gang zu setzen, bekam der Siedleranwärter ein Merkblatt und einen Fragebogen.

 

 

Nach dem Merkblatt spielte, um den Siedler-Eignungsschein zu bekommen, das Ergebnis einer gründlichen ärztlichen Untersuchung des Siedlers und seiner Familie die entscheidende Rolle. Eine Mitgliedschaft in der NSDAP oder ihrer Gliederung war hier nicht gefragt, sicher aber in den Fragebögen. Entscheidend für die Eignug wird sie sicher nicht gewesen sein. Nun war ohnehin die Zahl der Pg`s - der Parteingenossen- relativ niedrig. Jeder nicht-Pg als Volksgenosse, der oft neben seiner beruflichen Arbeit in einer der Organisationen oder Gliederungen wie SA, DAF, NVS, WHM usw. seien Beitrag für das Gemeinwesen Staat leistete. Ich kann mich bei den Siedlern des 1. Bauabschnittes nicht an einen Siedler erinnern, der im politischem Bereich besonders hervorgetreten wäre.

Um das Auswahlverfahren in Gang zu setzen, schickte am 07.08.1935 das Heimstättenamt der NSDAP in Hannover an die Stadt Münden Fragebogen für die Auswahl der in Betracht kommenden Siedler. Die Siedler-Auswahl ist noch nicht vollzogen worden, man will deshalb im einzelnen wissen, um wen es sich handelt, der die Siedlungshäuser bewohnen soll, und ob der betreffende Anwärter die Voraussetzungen mitbringt. "Zunächst ist den Volksgenossen, die sich zur Ansiedlung melden, das Merkblatt auszuhändigen. Gewinnen sie dann von sich aus die Überzeugung, dass sie für eine derartige Siedlung geeignet sind, dann erhalten sie auf Aufforderung den Siedlerfragebogen". Ein solches Merkblatt ist als Kopie auf der folgenden Seite zu finden.

b) Preise und Belastung

Am 23.August 1935 kamen der Geschäftzführer Hübner vom Gauheimstättenamt in Hannover und der Geschäftsführer Brunotte vom Niedersächsischen Heimstättenamt nach Münden, um mit dem Bürgermeister wichtige Einzelheiten zu besprechen. Gemeinsam mit der Stadt ist das Siedlungsgelände besichtigt worden. Vom Gauheimstättenamt wird ein Einzelhaus für 6.000 RM mit monatlich 35 RM Belastung als untragbar angesehen. Es bestand Übereinstimmung darüber, dass das Einzelhaus höchstens 5.000 RM kosten soll. Das kann man erreichen, wenn das Erdgeschoß fertig ausgebaut ist und der Ausbau des Obergeschoss dem Siedler für die späteren Jahre überlassen wird.

Unter diesem Gesichtspunkt ist auch die Anweisung der Heimstätte an den Architekten Röse zu sehen, dass der Einheitspreiß 15 RM/Qbm umbauten Raumes für Wohnhaus und Stall eingehalten wird. Ohne Dachgeschossausbau sollen das bei 300 cbm x 15RM  4.500RM an Gesamtbaukosten sein. Dazu kommen noch Kosten für das Grundstück und die Nebenkosten rund 1900 RM, so das die Gesamtkosten 6.400 RM betragen. Für Straßenbau sollen keine Kosten erhoben werden. Bei Licht und Wasser handelt es sich -  soweit die Stadt die Kosten trägt - um den Grundstücksanschluß von Hauptkabel bzw. von der Hauptleitung bis zur Messeinrichtung.

Mit diesen Vorgaben hat sich das Kreisheimstättenamt dann an die Siedleranwärter gewandt und sie zu einer Siedlerversammlung am 26.09.1935 in die Gastwirschaft Tielebeule, die spätere Rathausschänke, eingeladen. Am 29.09.1935 trafen sich in der Gastwirschaft Tielebeule 22 Siedleranwärter mit dem Architekten Röse und dem Betreuer vom Kreisheimstättenamt, Herrn Weber, zur Klärung einiger grundsätzlicher Fragen.

Das Ergebnis dieser ersten Siedlerversammlung lässt sich in drei Punkte zusammenfassen:

1. Es wird mit Gesamtkosten vo rd. 7.000 RM gerechnet. Die monatliche Belastung soll zwischen 32 und 33 RM liegen. Alle Siedler glauben die  Belastung aufbringen zu können. Vier Siedler wollen einen größeren Haustyp haben, weil sie besser verdienen und eine etwas höhere Belastung auf sich nehmen können.

2. Die Siedler einigten sich über die Zuteilung der ersten 20 Parzellen. Ein Namensschild soll überall aufgestellt werden.

3. Die Siedleranwärter  erklären ihren Beitritt zum Siedlerbund.

Zwei Tage später, am 26.09.1935, schreibt die Nds. Heimstätte an den Bürgermeister der Stadt Münden, dass sie Gesamtbaukosten von je 6.400 RM akzeptiert werden, und gibt eine Aufstellung , wie die Finanzen dieser 6.400 RM und die monatliche Belasstung der Siedler aussehen soll. Die Heimstätte errechnen eine monatliche Belasstung von 26,50 RM.

Zwischen dem Architekten Röse, der Heimstätte, dem Kreisheimstättenamt Münden und dem Bürgermeister sind in den nächsten Wochen etliche Beratungen über die Hausentwürfe und über die Kosten stattgefunden. Das endete erst damit, dass die Heimstätte Ende Oktober 1935 an den Architekten Röse schreibt, er solle die Kosten senken und dürfe 6.500 RM nicht überschreiten. An die Stadt Münden schreibt die Heimstätte über die kleineren und größern Haustypen und ihre Finanzierung.  "Bei Siedlern, die weniger als 1.000 RM Eigenkapital haben, wird der Ausbau entsprechend verringert, wohingegen bei solchen, die ein höheres Eigenkapital nachweisen, auch das dritte Zimmer oben ausgebaut werden kann".

Am Abend des 29.10.1935 fand noch eine Siedlerversammlung statt, in der . . . der Wunsch geäußert wurde , anstelle des ausgebauten Dachgeschosses den nicht ausgebauten größeren Haustyp zu bauen und zur Finanzierung eine höhere Hypothek aufzunehmen . . . . Nach Angabe von Herrn Weber wird es verschiedenen Siedlern (Gefolgschaftsmitgliedern von Fischer & Herwig) möglich sein, eine höhere monatliche Belastung als 30 RM zu tragen.

Inzwischen hat am 17.10.1935 die Stadt Münden vom Domänenfiskus 6,0339 ha Siedlungsgelände zum Preise von 18.110 RM gekauft. Als Tag der Übergabe gilt der 1. Oktober 1935.

Am 31. Oktober 1935 konnte die Heimstätte an die Stadt berichten, dass 20 Siedler feststehen :

Paul Hartmann, Karl Hesse, Friedrich Peasch, Heinrich Pfaff, Karl Gutberlet, Karl Lier, Anton Wedekind, Karl Müller, Theodor Curth, Konrad Mohr, Ferdinand Weinberger, Christian Kurzenknabe, Louis Kuhlmann, Georg Müller, Karl Wieland, Ernst Ludwig, Willy Grommisch, Heinrich Kather, Karl Hille, und Friedrich Glahe.

Bei den meisten Siedleranwärtern müsse aber noch der Prüfungsausschluss gehört werden.

6. Die Erschließung des Siedlungsgeländes

Nachdem nun die Stadt Münden vom Domänenfiskus das Gelände für die Siedlung gekauft hatte,  konnten alle Maßnahme vorbereitet werden, die eine Erschließung des Geländes möglich machten und vor allem den Ausbau der Straßen ermöglichten. Die erste wesentliche Maßnahme war, mit den zu befahrenden Straßen Hermannshagens Verbindung aufzunehmen, um Baustoffe usw. transportieren zu können. Dort, wo jetzt der Siedlerweg ist, war das Gelände genau so beschaffen wie die Grundstücke der Stadtrandsiedlung und die darunter liegenden des Bauvereins. Der Bach floß mittendurch.

Um einen vertretbaren Höhenausgleich zwischen der Einfahrt vom Wiershäuser Weg her zum Planum der Saarlandstraße zu erhalten, musste als erstes eine Holzbrücke gebaut werden, über die dann die Gleisanalge gelegt wurde. Die Holzbrücke war knapp 3 m breit. In der Mitte waren die Gleise für die Kipploren und links und rechts ein schmaler Weg für Fußgänger. Es waren noch keine Stützmauern gebaut worden, die später aufgefüllt den Siedlerweg darstellen sollten.

Die Gleisanlage ging vom Wiershäuser Weg über die Holzbrücke durch die Saarlandstraße bis zu einer Drehscheibe vor dem Haus Rheinlandstraße 28 (Hartig). Dort trafen die Gleise auf den Schienenstrang in der Rheinlandstraße, der vom unteren letzten Haus (Wieland) hinaus bis in den Wald zu den nächstgelegenen Steinbrüchen führte. Bei Bedarf wurden weitere Drehscheiben eingebaut, die die Gleise bis zu den einzelen Baugruben und Baustellen ermöglichten.

Im Oktober und November 1935 musste deshalb mit den Eigentümern der Grundstücke, die Oberhalb des Siedlungsgeländes lagen, eine Vereinbarung getroffen werden, daß die Feldbahn-Gleisanlage über die fremden Grundstücke gelegt werden konnte. Man ging davon aus das die Gleisanlge 5-6 Monate gebraucht würde. So hat man sich mit den Grundstückseigentümern Knoellke, Hartwig und Bode einigen müssen.

Die Gleisanlage bestand während der Bauzeit der Straßen und der Häuser. Im allgemeinen benutzten die Kipploren der Arbeitsdienst zum Heranfahren von Packlage und Sand und die Baufirma Schramm für Material. Nach Feierabend und an Wochenenden benutzten die Siedler dann die Anlage, um Bruchsteine aus dem Walde zu holen und später sogar, um ihre Umzüge über den Wiershäuser Weg mit Loren in die Häuser in der Kramberg-Siedlung möglich zu machen.

Gleich nach der Vermessung des 1. Bauabschnitts wurde die Straßenführung der Rheinlandtraße festgelegt. Wie die nachfolgenden Fotos zeigen, ist im Straßenbereich der Mutterboden entfernt, und auf der Werraseite wurde das Feldbahngleis begonnen. Die Oberflächenentwässerung wurde dann gleich
eingebracht, nachdem der Aushub der Straße geschehen war. Diese Arbeit wurde- wie bereits erwähnt- von freiwilligen Arbeitstdiensten ausgefürt.  Aus den Steinbrüchen des Krambergs wurden mit Loren die Packlagesteine für die Straßen geholt. die Packlage wurde gesetzt und nicht wie heute geschüttet. Nachdem die Packlage über die ganze Straßenbreite gesetzt war, wurden die Zwischenräume mit Sand aufgefüllt und die hervorstehenden Spitzen der Steine wurden - so gut es ging - abgeschlagen.

Architekt Röse hatte die Häuser geplant und hatte auch die Einteilung der Grundstücke vorgenommen. Die Heimstätte war damit nicht ganz einverstanden. Am 04.12.1935 hat sie an die Stadt geschrieben, dass einige Grundstücke der Planung Röse zu schmal seinen,  und hat deshalb die Planung geändert. Sie äusserte sich dann darüber, wie die Häuser auf dem Siedlungsgelände angeordnet werden könnten. In einem Nachsatz stellt die Heimstätte fest, dass noch keine Klarheit "über den Anschluss der Siedlungstraße an die Hedemündener Straße und Adolf-Pott-Straße" bestehe.

Wenige Tage später hat die Stadt dann an die Heimstätte geschrieben, dass zwei Chauffeure von Fischer & Herwig im westlichen Siedlungsbereich wohnen müssten, damit sie möglichst nahe an der  Farbrik wohnen. Die Firma Fischer & Herwig habe das zur Bedingung gemacht für die Abgabe des Arbeitgeberdarlehns.

Die Stadt teilte der Heimstätte weiter mit, dass bei der Stadtschaft in Sachsen Hypotheken jetzt 15 Anträge von Siedlern vorliegen. Von diesen 15 Bewerbern sind:   5 Tabakarbeiter, 2 Maurer, 2 Kraftfahrer und je 1 Steinrichter, Schneidermeister, Schmirgelarbeiter, Postschaffner, Bauarbeiter und Schmied.

Noch im Dezember 1935 muss die Stadt dann der Heimstätte eine Erklärung zu bestimmten Punkten abgeben, u.a., dass die Kosten für Straßenbau, Zuführung von Licht und Wasserleitungen in dem Grundstückskaufpreis berücksichtigt sind und dass daher von den Siedlern keine Straßenanliegerbeiträge erhoben werden.

 

 

 Das Jahr 1935 war damit gelaufen. 1936 brachte die Fortsetzung dessen, was 1935 begonnen war. Gleich zu Anfang des Jahres änderte die Heimstätte von sich aus noch einmal den Lageplan und forderte die Stadt auf, den Anschluss an die Hedemündener Straße und die Adolf -Pott Staße umgehend sicherzustellen.

Die Gemeinderäte haben sich am 10.02.1936 mit dem Bau der Straßen befaßt. Sie haben eine Nachbewilligung der benötigten 12.000 RM abgelehnt, weil sie glauben, dem Bau einer Straße von der Hedemündener Straße nach dem Siedlungsgelände "nicht zustimmen zu können, da sie dem Ausbau dieser Straße nicht für erforderlich halten. Die Gemeinderäte schlagen vor, von der Hedemündener Straße her einen notdürftigen Zuweg für Fußgänger und Handwagen-Verkeher zu schaffen , im übrigen aber den Ausbau der Straße für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht zu nehmen".

Knapp 14 Tage später bewilligigt der Bürgermeister "nach Anhörung der Gemeinderäte" 7.000RM "zum Ausbau des gleichzeitigem Anschluß des Wirtschaftsweges der Kramberg-Siedlung bis zur Hedemündener Straße  mit gleichzeitigem Anschluss an die Adolf-Pott Straße ". Das ist m.E. ein Hinweis auf die starke Stellung des Bürgermeisters nach der Gemeindeordnung von 1935, der "nach Anhörung der Gemeinderäte" auch gegen den Beschluss der Gemeinderäte entscheiden könnte.

Noch im Januar ist Herr Weber,  Kreisheimstättenamt, an die Stadt herangetreten, die Siedler möchten ihre Grundstücke provisorisch zugeteilt haben, weil sie schon mit der Einrichtung beginnen wollen. Zur Einrichtung zählen sie das Pflanzen von Sträuchern, das Mistfahren usw.

Die Vermessung des Siedlungsgeländes scheint nicht leichter gewesen zu sein, denn das Bauamt der Stadt bittet, die Vermessung einem vereidigtem Landmesser zu übertragen. So hat in Febuar 1936 der Landmesser Scheuer aus Witzenhausen den Auftrag für die Vermessung des ersten Bauabschnits bekommen, für den zweiten Bauabschnitt wurde später Landmesser Henze verpflichtet.

In der Zwischenzeit hat Architekt Röse die endgültige Kontenzusammenstellung für das Einfamilienhaus mit Stalll nach den Ergebnissen von Ausschreibungen und Angeboten zusammengestellt:

Rohbau (11 Gewerke)                                                                    4.468,51 RM

ausgebauter Stall                                                                             800,00 RM

Bauleitung  ca.  4%                                                                           231,49 RM

                                                                                                       ---------------

Gesamtkosten mit Dachgeschoss                                                   5.500,00 RM

Wenn auf Ausbau Dachgeschoss verzichtet wird  ./.                         600,00 RM

                                                                                                       ---------------

                                                                                                       4.900,00 RM                                                                                   

Bei nur halben Kelller                                            ./.                         400,00 RM

                                                                                                       ----------------

                                                                                                      4.500,00 RM

 

Diese Werte werden bei der Zusammenkunft der Siedler im Sitzungssaal des Ratshauses mitgeteilt. Gleichzeitg erfolgt die Provisorische Grunstückszuteilung. Weinige Tage später teilt der Bürgermeister der Heimstätte mit, wie er die 22 Stellen der Kramberg-Siedlung an folgende Siedlungsanärter vergibt:

"Ich habe am 29.02.36  22 Stellen der Krambergsiedlung folgenden Siedlungsanwäter provisorisch zugewiesen:

A) große Häuser  Hs. Nr. 6 Hartman                      8  Kurzenknabe       

                                      10 Lier                            12 Hille

                                      14 Hesse                        16 Grommisch

                                      18 Gutberlet                   20 Mohr

                                      22 Kohlmann                  24 Rost, Aug., Kiesau

                                      26 Kühnau                      28 Hartig    

b) kleine Häuser             5 - 11 unbelegt

                                      13 Glahe                         15 Weinberger

                                      17 Pfaff                            19 Paesch

                                      21 Vogt                            23 Haeger

                                      25 Müller                          27 Wedekind

                                      29 Kather                         31 Masendorf

In April 1936 beschäftigen sich die Gemeinderäte mit einem Antrag, den Kramberg an die Kanalisation anzuschliesen. Die Verwaltung wendet dagegen ein, dass das nicht möglich ist, weil für Hermannshagen keine städtische Kläranlage besteht. Nach dem diese grundsätzlichen Fragen nun so weit geklärt sind, wird von der Stadt aus zur Grundsteinlägung am 1. Mai 1939 eingeladen.

Die Grundsteinlegung

Wie  bei jedem großen Bauvorhaben begann auch der Bau der Kramberg-Siedlung mit einer Grundsteinlegung. Am 1. Mai. 1936, am Feiertag der nationalen-Arbeit", legt der damalige Bürgermeister Sieh in Anwesenheit der Siedler und der Vertreter der Behörde und der Partei den Grundstein zu diesem neuen Stadtteil.

Die Grundsteinlegung sollte auf dem Grundstück Rheinlandstraße 31 des Siedlers Heinrich Masendorf vorgenommen werden. Die Fotos auf den folgenden Seiten zeigen die Grundsteinlegung durch Bürgermeister Sieh. Auf den Blättern sind heute nur noch wenige Leute zu erkennen. Die Zeitung schreibt folgenden Tagen, dass man zur Grundsteinlegung" das in der Mitte der zukünftigen Siedlung gelegene Haus des Siedlers Masendorf gewählt" hat. "Sämtliche Siedlerfamilien, Vertreter der Behörden und der Parteigliederung, Stadträte und Ratsherrn waren gekommen, um dem feierlichen Akt beizuwohnen." Um...., benenne ich jetzt die Hauptstraße mit dem Namen "Rheinlandstraße", die Querstraße heißt hinfort Saarlandstraße". Die dort  oben gelegenen Straßen soll aber in Erinnerung an den Kramberg "Am Kramberg" heißen".

Im Anschluss an sine Ansprache verlas Bürgermeister Sieh die Urkunde für den Gedenkstein, der im Fundament des Hauses Masendorf eingemauert ist. Der Wortlaut der Urkunde ist dem ausführlichen Pressebericht über die Grundsteinlegung zu entnehmen.

Der Bürgermeister berichtet am 4. Mai 1936 an den Regierungspräsidenten in Hildesheim, dass die Grundsteinlegung in feierlicher Form vollzogen wurde. Es sollen in zwei Abschnitten 53 Häusern gebaut werden. Alle 14 Tage werden fünf Häuser fertig zum Richten. In diesem Sommer könne wahrscheinlich noch der Zweite Bauabschnitt begonnen werden.

 

 

 

 

Die Bauzeit 

Gleich nach der Grundsteinlegung hat im Mai 1936 die Stadt Münden der Nds. Heimstätte Hannover berichtet, daß die Verkaufsabsichten bestehen an

die Tabbakspinner Emil Vogt und Karl Häger
die Stadtarbeiter August Zimmermann und Heinrich Quandt,
die Postschaffner Wilhelm Hartig und Karl Seute,
die Monteure Kurt Kühnau und Louis Kuhlmann,
den Schlossermeister Karl Wieland,
den Landwirt Karl Hille und
den Maschinisten Heinrich Masendorf.

Obwohl der Bürgermeister der Stadt Münden am 25. Mai 1935 beantragt hatte, der freiwillige Arbeitsdienst solle die 850m Wirtschaftswege "zur baureifen Aufschließung des Geländes" herstellen und die Baugruben für die einzelnen Siedlungshäuser ausheben und obwohl darüber auch grundsätzlich Einigkeit bestand, hat sich der Arbeitsdienst auf Straßenaushub und Straßenbau beschränkt. Die Baugruben wurden von den Siedlern in Gemeinschaftsarbeit selbst ausgehoben. Das alles geschah mit Kreuzhacke, Schaufel und Schubkarre. Wo es möglich war, wurden auch Loren eingesetzt. Das nachfolgende Bild zeigt einige unserer Altsiedler beim Fototermin.

 

 

In der Urkunde zur Grundsteinlegung steht, dass die Stadt Münden die Trägerschaft de Siedlung der Nds. Heimstätte in Hannover übertragen hat und dass diese den Architekten Röse in Münden mit der örtlichen Bauleitung beauftragte. Die handwerklichen Arbeiten wurden ausgeführt von:

Maurermeister Karl Schramm, Einbeck, Maurermeister (Maurerarbeiten), Zimmermeister Friedrich Sievert, Heinrich Eggena und Friedrich Dix (Zimmerarbeiten)
Dachdeckern Freudenberg, Scheibe und Vlote  (Dachdeckerarbeiten)
Gebr. Spannholtz (Klempner- und Installationsarbeiten)
Schreiner-Innung Münden (Schreinerarbeiten)
Maler-Innung Münden (Malerarbeiten)
Elektromeistern Kayser und Willeke (Lichtanlage)

Die Arbeiten wurde nicht von der Stadt Münden vergeben. In Abstimmung mit der Heimstätte machte das Architekt Heinrich Röse.

Gleich nach der Grundsteinlegung wurde offen von der Mündener Handwerksschaft und von den Mündener Handwerkern der Verdacht geäußert, es sei bei der Auftragsvergabe an die Baufirma Schramm, Einbeck nicht mit rechten Dingen zugegangen. Auch die anderen Auftragsvergaben seien nach merkwürdigen Gesichtspunkten geschehen. Es seien auch Handwerker berücksichtigt worden , die sich an der Kapitalaufbringung der Siedler beteiligt hätten. Und damit wären gerade die wirtschaftlich starken Betriebe bevorzugt worden. Im übrigen wurde vermutet, dass Architekt Röse hierbei seine eigene Vorteile in unzulässiger Weise wahrgenommen hätte, weil die Baufirma Schramm zur selben Zeit den Neubau der Architekten Röse in der alten Bahnhofstraße errichtet hat.

Diese Vermutungen blieben während der ganzen Bauzeit und auch in den späteren Jahren bestehen, obwohl der Bürgermeister noch im Mai eine Erklärung dahingehend abgab, dass gegen den Architekten nicht der geringste Verdacht, dass er die Siedlungsbauten mit seinem eigenen Vorteil verquickt habe,  bersteht. Wenn die Firma Schramm nicht 75.000 DM billiger als die Mündener Firma gewesen wäre, hätte  der Bau der Siedlung wegen Überteuerrung nicht durchgeführt werden können.

Schon während der Bauzeit und vor allem in den nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten wurde offenbar, dass bei vielen Bauten sehr viel gepfuscht worden war. Das konnte aber der Baufirma nicht mehr angelasstet werden, und die Siedler mussten die Mängel mit eigenen Mitteln beseitigen. Ganz offen traten schon Ende 1936 bei fast allen Häusern große Schäden am Außenputz auf. Auf die Frage, warum nicht wenigstens die Wetterseite der Häuser besser geschützt wurde, gab es die einfache Antwort, dass man dann einen Unterputz hätte aufbringen müssen, dass man aber für 1,65RM/qm keinen Unterputz hätte verlangen können. Damit war die Sache dann abgetan.

Der Bau der Siedlungshäuser ging nun Zügig voran. Von der Baufirma wurden immer mehrere Häuser gleichzeitig in Angriff genommen. Da alle 14 Tage fünf Häuser gerichtet werden sollten, musste alles sehr schnell gehen. Zwangsläufig hat darunter die Qualität der Arbeit gelitten, bei den Fundamenten der Häuser wurde Zement "gespart" die Fundamente der Ställe wurden gar nicht erst gemacht. Bei den Ställen  - das haben später viele Siedler erst erfahren - wurde lediglich der Fundamentgraben mit Fundamentsteinen gefüllt, darauf  ein kleines Rollband, und darauf wurde gemauert. Die meisten Siedler wurden später gezwungen, die Stallfundamente mit viel Mühe freizugraben und nachzuholen. Die Bauaufsicht hat m. E. versagt. Während der Bauzeit soll das Material angeliefert worden sein, heute können wir nicht mehr festellen, wo es geblieben ist.

Die Nds. Heimstätte hatte über das Kreisheimstätteamt im Juni 1936 dem Bürgermeister der Stadt Münden mitteilen lassen, dass sie als Einfriedung der Siedler-Grundstücke einen Jägerzaun wünscht. Die Stadt solle an die Siedler Stangen und Pfosten zum Vorzugspreis abgeben. Das hat der Bürgermeister nicht mitgemacht. Er hat am  09.07.1936 dem Kreisheimstättenamt mitgeteilt, dass die Siedler-Grundstücke an der Straßenseite eine lebende Hecke haben sollen.

Im August 1936 muss dann ein Richtfest gefeiert worden sein. Herr Weber hat nämlich die Stadt um die Auszahlung der für das Richtfest zugesagten 100 RM gebeten. Ich weiss nicht, welches Haus zuerst gerichtet ist und damit den Anlass für das Richtfest gegeben hat.

 

 

 

Nachdem Anfang November 1936 die im Bau befindlichen und auch die bereits fertigen Siedlerhäuser von der Stadt gemeinsam mit der Baufirma besichtigt worden waren, ist eine mehrseitige Mängelliste aufgestellt worden. Soweit diese Arbeiten über den Auftrag vergeben worden waren, mussten die Nachbesserungen durch die Baufirma gemacht werden.

Am 09. November 1936 hat der Bürgermeister der Stadt Münden an das Ehepaar Heinrich Masendorf folgenden Brief gerichtet:

"Zur Geburt des ersten Sonntagsmädels in der Kramberg-Siedlung spreche ich ihnen hiermit meine herzlichsten Glückwünsche aus . . . . Möge das beiliegende Bild ihnen allzeit ein Zimmerschmuck sein, das Sie an das freudige Ereignis erinnert und Ihnen die Verbundenheit der Stadtverwaltung mit Ihrer Kramberg-Siedlung zum Ausdruck bringen soll".

Marianne Masendorf war das erste Kind, das in der neu errichteten Kramberg-Siedlung geboren wurde. Das vom Bürgermeister im Glückwunschschreiben angekündigte Bild ist im Hause Masendorf nicht mehr zu finden.

Ende Dezember 1936 hat der Bürgermeister - vermutlich wiederum aufmerksam gemacht durch Beschwerden der Siedler und Herrn Weber - feststellen lassen, von wievielen Häusern der Putz bereits abgebröckelt ist. Sofern zum Putz falsches Material verwendet wurde, soll die Zahlung an die Baufirma gestoppt werden. Das Stadtbauamt hat festgestellt, dass es sich bei den Putzschäden in der Hauptschache um Frostschäden handelt. Der Unternehmer will im Frühjahr 1937 diese Mängel kostenfrei beseitigen.

 

Die Fertigstellung des 1. Bauabschnitts

für die Stadt Münden schien der Bau des ersten Bauabschnitts der Krambergsiedlung gelaufen zu sein. Im Januar 1937 ist zusammengestellt worden, "um später sehen zu können, welche Aufwendungen die Stadt für den Kleinwohnungsbau Am Kramberg gemacht hat", was für den Grunderwerb und für die Anschließung ausgegeben worden war. Danach kostete der Grunderwerb von Lüters Erben und vom Domänen-Fiskus insgesamt 21.852,21 RM. Die Aufschließungskosten 1935 sind mit 13.839,26 RM angegeben. Ich kann nicht feststellen, ob diese Beträge stimmen und ob das die ganzen Kosten waren, die die Stadt für Grundstückskauf und Aufschließungen verwendet hat.

Nachdem die Baufirma die Putzschäden im Frühjahr 1937 beseitigt hatte, waren bereits im April und Mai 1937 erneute Putzschäden aufgetreten. Das berichtete Herr Weber vom Kreisheimstättenamt an den Bürgermeister. Er vermutete, dass der Putz doch nicht in Ordnung war, weil sich auch nach der Reparatur schon wieder Mängel gezeigt hätten. Der Bürgermeister hat darauf geantwortet, das Geld hätte für den Unterputz nicht gereicht, so lautete die Auskunft des Bauleiters, des Architekten Röse.

Im März 1937 hat die Nds. Heimstätte gewissermaßen als Abschluss der Baumaßnahme 1. Bauabschintt der Kramberg-Siedlung der Stadt mitgeteilt, dass nun alle Häuser bezogen sind. Es folgte eine Liste über die bezugsdaten für die einzelnen Häuser.

Glahe                                         6.11.1936    Reinlandstraße 13                        

Grommisch                               28.12.1936    Reinlandstraße 16                        

Gutberlet                                   1.12.1936    "                         18

Hartmann                                 30.11.1936   "                                                      

Hartig                                       10.12.1936   "                         28                          

Häger                                         7.11.1936   "                         23         

Heitzmann                                  1.02.1937   "                        24                          

Hille                                          19.12.1936   "                         12                          

Hesse                                         4.12.1936  "                         14                          

Kather                                       31.10.1936  "                          29          

Kuhlmann                                    1.12.1936  "                          23                         

Kühnau                                      30.11.1936  "                          26                        

Kurzenknabe, Chr.                     28.11.1936  "                           6                         

Lier                                              1.12.1936   "                          10

Masendorf                                  12.10.1936  "                          31

Mohr                                           28.11.1936  "                          20

Müller                                           7.11.1936   "                          25

Paesch                                       15.12.1936   "                          19

Pfaff                                              6.11.1936  "                          17

Quandt                                       19.12.1936  Saarlandstraße      5

Seute, Karl                                  21.01.1937  Reinlandstraße  30

Vogt                                              3.11.1936  "                          21

Wedekind                                    15.11.1936  "                          27

Weinberger                                 16.11.1936  "                          15

Wieland                                         2.01.1937  "                          32

Zimmermann                                23.12.1936  "                            4

Meine Eltern sind am 19. oder 20. Dezember 1936 umgezogen. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir sehr schlechtes Wetter hatten. Es war viel Schneeregen, für einen Umzug das denkbar ungünstigste Wetter. Unser Umzugsgut haben wir am Wiershäuser Weg in die Loren bis vor unser Haus gefahren. Dort wurde dann ausgeladen und die Loren wurden zurückgebracht, um wieder Umzugsgut zu holen. Die Gleisführung in der Saarlandstraße war nur einspurig, dehalb war Gegenverkehr nicht möglich. Im Schneeregen mussten wir mit dem restlichen Umzugsgut warten, bis die Loren wieder da waren. Es waren mehrer Fahrten notwendig. Beim Umzug eines anderen Siedlers soll es dazu gekommen sein, dass eine Kipplore umgekippte und ein Teil des Umzugsguts bei Knokes im Garten landete.

Als die Siedler ihre Häuser bezogen, waren weder die Straßen in Ordnung noch die Grundstücke. Der Erdaushub vom Keller lag noch rings um die Häuser, so dass wir nur noch mit Mühe und durch viel Matsch in die Häuser gelangen konnten. Hinter unserem Hause ging schräg über unser Grundstück eine Baustraße, die uns noch jahrelang zu schaffen machte. Nicht nur, dass wir immer wieder Sandreste fanden, es war alles festgefahren und mit viel Stein und ganzen Felsbrocken der Untergrund für die Baustelle geschaffen worden. Diese Steine mussten später mit viel Mühe beseitigt werden.

7. Rückblick auf 1936

Das Jahr 1936, das Jahr, in dem die ersten Häuser der Kramberg - Siedlung gebaut wurden, war nun zu Ende. Ein Jahrwechsel ist allgemein ein gegebener Anlass, Rückblick auf das vergangene zu nehmen die Aussichten für das kommende Jahr zu beschreiben. Auch in der Stadt Münden ist man diesem Brauch gefolgt, wie die Auzüge aus der Mündener Zeitung vom 31.12.1936 bezeugen.

Die " Göttinger Nachrichten" bringen am 31. Dezember 1936 einen langen Artikel, der von Landrat Wirsel unterzeichnet ist. Die Überschrift lautet "In einem Jahr 132 neue Wohnungen gebaut". Der Landrat berichtet:

"Das Jahr 1936 stellte an die Stadtverwaltung Münden ganz besonders hohe Anforderungen. Rückblickend kann gesagt werden, dass die Stadtverwaltung die sich selbst gestellten Aufgaben erfüllt hat.

Die bereits im Jahre 1935 eingeleiteten Schritte zur Linderung der Wohnungsnot hatten im Jahr 1936 einen wesentlichen Erfolg aufzuweisen. In engster Zusammenarbeit mit der Deutschen Arbeitsfront, Abteilung Heimstätte, wurde die Errichtung der Siedlung auf dem Kramberg mit der Grundsteinlegung am 1. Mai 1936 in Angriff genommen. Der 1. Bauabschnitt mit 26 Siedlungshäusern ist jetzt fertiggestellt und bereits bezogen. Die Siedler haben schon in diesem Jahr eine ausgezeichnete Ernte auf ihrem ca. 1000qm großen eigenen Lande gehabt.  . . . . . es wird im nächsten Jahr mit allen Mitteln versucht werden, die Kramberg - Siedlung weiter auszubauen. Es sollen auf dem Kramberge möglichst noch im Jahre 1937 54 - 60 Siedlungsstellen errichtet werden. Vorgesehen sind Einzel- und Doppelzimmerhäuser. Zu jeder Wohnung gehören rund 1.000 qm Ackerland. Es soll versucht werden, die Einzelwohnungen zu einem Preise von 5.000 - 6.000 RM herzustellen. Die geeigneten Schritte, auch den Kindereichen das Siedeln zu ermöglichen, sind von dem Kreisleiter und mir bereits gemeinsam im letzten Monat übernommen worden."

Die "Mündensche Nachrichten" hatten das Stadtbauamt über die im nächsten Jahr geplanten Arbeiten befragt und eine Reihe von Fragen gestellt. Eine dieser Fragen lautete: "Welche Siedlungspläne bestehen? Unter welchen Bedingungen? Wie ist die Art der Häuser und wie hoch ist der Preis? Wieviel Gartenland? Antwort:"Die Kramberg - Siedlung umfast vorläufig rd. 80 Stellen. Es werden gebaut Einzel- und Doppelhäuser; zu jeder Wohnung gehören rd. 900 - 1000 qm Gartenland.

8. Die weiteren Bauabschitte

Im Febuar 1937 begann bereits der Ankauf weiteren Siedlungsgeländes vom Domänen - Fiskus. Im laufe der kommenden Monate ist das Siedlungsgelände des 2. Bauabschnitts dann in Einzelgrundstücke aufgeteilt worden. Die Vermessung hatte diesmal Landmesser Henze aus Göttingen vorgenommen. Interessant ist, dass der Landmesseer für die Vermessung 20 RM je Grundstück erhalten hat.

Im August 1937 ist dann der Finanzierungsplan für 20 Kleinsiedler - Stellen des 2. Bauabschnitts vorgelegt worden. In einem Schreiben hat die nds. Heimstätte diesmal Vorhaben als "Kinderreichen - Siedlungen auf dem Kramberg 2. Abschnitt"bezeichnet.

Am 30.09.1937 hat dann das Kreisheimstättenamt an den Bürgermeister berichtet, dass sich für die Kleinsiedlungen 27 Siedler gemeldet haben. Nach Ansicht des Herrn Weber könnten insgesamt 34 Häuser gebaut werden. "Wir kommen daher mit dem bisher vermessenen Gelände nicht aus, und ich bitte Sie, unverzüglich in Auftrag zu geben, dass auch die 6 Parzellen des 3. Bauabschitts mit vermessen werden, da sämtliche Häuser gleich jetzt in diesem Bauabschitt mit hereingenommen werden sollen".

Die Siedler des 2. Bauabschitts hatten nicht die Schwierigkeiten wie die Siedler des 1. Bauabschittes. Sicher waren für die Siedler die gleichen Probleme wie beim ersten Bauabschnitt festzustellen. In der Zwischenzeit waren aber die Straßen teilweise ausgebaut worden, so dass das hinkommen zu den Grundstücken etwas leichter war. Außerdem machte man sich die Erfahrung des 1. Bauabschnitts zunutze.

Der 3. Bauabschnitt umfasste die Häuser des jetzigen Hohen Weges, der früheren Ostmarkstraße. Die ersten 12 Häuser sind 1939 begonnen worden und 1940/41, während der ersten Kriegsjahre, fertiggestellt worden. Einzellheiten darüber weiß ich nicht mehr.

Während des Krieges und nach dem Kriege sind auf 4 bisher umgebaute Grundstücke Befelsheime aufgestellt worden. Hier wurde m. W. Evakuierte, die durch Bombenschäden in Kassel ihre Wohnungen verloren hatten, untergebracht. Die Befehlsheime wurden später ausgebaut, so dass sie - sofern sie noch vorhanden sind - jetzt als vollwertige Wohnhäuser anzusehen sind. Nach 1950 wurde dann noch weitere Wohnhäuser errichtet.

 

 

9. Die Situation der Siedler

Als die Häuser des 1. Bauabschnittes der Kramberg - Siedlung gebaut wurden, musste alles sehr schnell gehen. Man ist aus diesen Gründen von der damaligen Praxis, den Rohbau den Winter über stehen zu lassen und mit Koksöfen auszutrocknen, abgewichen. Die Siedler hätten es sich auch nicht leisten können, länger als unbedingt notwendig die Miete für ihre bisherige Wohnung und zugleich die Lasten für den Neubau nebeneinander zu tragen.

Die Baukosten sollten 15 RM für den cbm umbauten Raum nicht übersteigen.  Für diesen Preis war nur einfach(st)bauweise möglich. Die Aussenwände sind zweischalig hochgezogen, die Fenster und Türen waren sehr einfach, und zum Schutz gegen Regen und Kälte - und vielleicht auch für das bessere aussehen - waren vor den großen Fenstern Holzwindläden.

Damals waren unsere Ansprüche nicht so hoch. Das Eigentum an Grundstücken und Häusern war bisher nur Privileg der Wohlhabenden und Reichen gewesen. Wenn jetzt Arbeiter, kleine Angestellte und Beamte über das Siedeln zu Grundeigentum kamen, im eigenen kleinen Häuschen wohnen konnten, war das schon etwas Besonderes. Das zu erreichen war aber nur möglich, wenn die Häuser möglichst einfach geplant und gebaut und dadurch die Kosten niedrig gehalten wurden.

Ich hatte schon erwähnt, dass die Häuser des 1. Bauabschnitts mit den ungeraden Hausnummern in der Rheinlandstraße und die beiden Häuser in der Saarlandstraße zum kleinen Haustyp gehörten und die mit den geraden Hausnummern der Rheinlandstraße zum etwas größeren Haustyp. Daran hat sich im  Grunde trotz aller baulichen Verbesserungen wenig geändert.

Die Wohnungen der Siedler sollte im Erdgeschoss des Siedlerhauses liegen. Da die überbaute Fläche des Haustyps 2 nur 6,72x7,42 m groß ist, sind die drei Wohnäume sehr klein. Die Wohnungen bestand beim typ 2 aus Küche (Wohnküche mit 12,1 qm) , Kammer( Schlafzimmer mit 14,0 qm) und Stube (Wohnzimmer mit 9,3 qm) . Im Obergeschoss konnte eine Einliegerwohnung oder es  konnten Räume für die Kinder eingerichtet werden.

Im Stall war der Wirtsraum mit Speisekammer.  Aus dem Wirtsraum führte die Tür zum Hof. Über den Hof gelangte man über eine weitere Tür in den Schweinestall, in dem vorn links das Klo abgeteilt war. Wer zum Klo wollte, musste also über den Hof. Unter dem Schweinestall und dem Klo befand sich die Jauchegrube. Die von Zeit zu Zeit von Siedlern mittels Schöpfkelle gelehrt werden musste. Der Inhalt wurde Verkompostiert.

Im Haus gab es einen Wasserhahn in der Küche, einen im Wirtsraum und einen im Keller in der Waschküche. Hier konnte man in einer Zinkwanne baden.

Licht gab es in jedem Raum des Haupthauses. Im Keller, im Wirtsraum und im Stall war nur Schwachstrombeleuchtung.  Alle Leitungen lagen auf Putz. Tapeten gab es im Haus zunächst nicht. Die Wände waren mit Farbe getönt, die Muster wurden mit der Rolle aufgebracht.  Farbe und Muster waren nicht einmal wischfest.

So sahen die Häuser und die vorgesehene Nutzung aus.

Das Grundstück

Es war anfangs schwer,  zu den Häusern zu gelangen. Der Bodenaushub lag rings ums Haus. Um die meisten Häuser herum musste viel Boden angefüllt werden, weil das Grundstück zu viel Gefälle hatte. Das bedeutet, das zum tiefer liegenden Nachbargrundstück eine Bruchsteinmauer (Trockenmauer) errichtet werden musste. Die Steine dazu wurden meist mit Loren aus dem Wald geholt. Das geschah an Wochentags, an Sonn- und Feiertagen. Gelegentlich machten sich einige Loren mit Steinen selbstständig und sausten mit viel Getöse talwärts, bis sie in einer Kurve oder an einer Drehscheibe mit Inhalt durch die Luft flogen und ihre Fahrt beendeten. Boden zum Auffüllen wurde entweder aus dem eigenen Grundstück entnommen oder aus dem Wald oder von anderen umgebauten Grundstücken geholt. Es hat Jahre gedauert, bis um die Häuser herum Ordnung war und bis die Gärten die vorgesehenen Einteilungen hatten.

Das Bild von Einheitlichkeit wurde dadurch hervorgehoben, dass vor jedem Siedlerhaus zwei Pflaumenbäume standen, dass einheitlich Ligusterhecke angepflanzt wurde und das die Obstbäume im Garten im hinteren Teil ihren Platz hatten. Das als Garten zu bearbeitene Land war entweder aufgeschüttet, oder es war Wiese.

Die Finanzen Die Finanzierung der Vorgesehenen Gesamtkosten von 6.400 RM:

                                                                              Zi+Ti   

1. Hypothek                                         3000  RM       5 + 1%             180 RM

2. Hausfinanz.hypothek                        1.000  RM      3 + 1%               40 RM

Restkaufgeld                                       1.000  RM      3 + 1%               40 RM

Eigenkapital                                        1.000  RM

Schuldscheindarlehn                              400  RM      3%                      12 RM

für Instands.u.Unterhalt.                                                                      62 RM

                                                        -----------                                     --------

                                                        6.400RM                                      334 RM

                                                                            = monatlich           26,50 RM

Zum Nachweis der sicheren Finanzierung mussten die Siedler jeweils ihr Sparbuch mit entsprechenden Beständen hinterlegen. Wo die 1.400 RM Eigenmittel nicht vorhanden waren, hatte der Ausbau des Obergeschoses reduziert werden sollen. Ich weiß nicht, ob das in einem Fall geschehen ist. In einigen Fällen genügte es, wenn die Frau des Siedlers in sicherer Arbeit stand und der Arbeitgeber das mit Angabe des Verdienstes bescheinigte.

Wie die finanzielle Situation der Siedler damals beschaffen war, kann nur der beurteilen, der das miterlebt hat. Meine Eltern ist das Siedeln damals sehr schwer gefallen. Schon während der Bauzeit, als sie immer wieder zur Baustelle und zum Grundstück mussten, haben sie meistens auf die Benutzung des regelmäßig verkehrenden Omnibusses verzichtet, weil die Fahrt 10 oder 15 Pf. kostete.

Allgemein hat man sich m. W. bemüht, das Siedeln für die Siedler tragbarer zu machen. Den Akten ist zu entnehmen, dass sich da vor allem Herrn Weber vom Kreisheimstättenamt besonders hervorgetan hat.

Ich hatte oben schon beschrieben, das es sowohl von Seiten der Handwerkergesellschaft Ärger gegeben hatte, weil die Aufträge für den Siedlungsbau nicht richtig vergeben worden waren. Man hatte vor allem auch bei den Gemeinderäten beanstandet, das der Vertreter des Kreisheimstättenwerks, Herr Weber, die Unternehmer ausgepresst hätte und die Auftragsvergabe von Zuwendungen und Zugeständnissen für die Siedler abhängig gemacht hätten.

In gewisser Hinsicht stimmte das auch , denn Herrn Weber äußerte sich Anfang 1937 noch einmal dazu. Er hob hervor, dass es ihm wichtig gewesen ist, die Lieferanten von Öfen und Herd und auch anderen Lieferanten zu verlassen, den Siedler möglichst weit dadurch entgegen zu kommen, dass die Wochenraten sehr niedrig waren und damit für den Siedler tragbar wurden.

Zu diesen Lieferfirmen gehörte vor allem die Eisenhandlung Carl Fettmilch, die Kanonenöfen und Herde an die Siedler lieferte. Herr Weber hatte mit dieser Firma abgemacht, dass sie sich mit Wochenraten von 2 RM zufrieden gab. die kopierte Rechnung auf der folgenen Seite ist Beweis darfür. Fettmilch hatte sich extra einen Quittungsstempel über 2 RM machen lassen und damit die Bedingungen erfült, die ihm bei der Auftragsvergabe gestellt worden waren.

 

Die Betreuung

Zum Stichwort  "Betreuung" kann einem eine ganze Menge einfallen. Da war zunächst einmal die Nds. Heimstätte Hannover als Ausgeber der Heimstätten mit Rechten und Pflichten für beide Seiten, die sich aus dem Gesetz ergeben. Das ist eine Einrichtung, die der Staat bereits 1920 installiert hat, die den Bau von Heimstätten ermöglichen und erleichtern soll und die Heimstätter gegen Überschuldung, Zwangsversteigerung usw. weitgehend schützt.

Dann waren da die Gau- und Kreisheimstättenämter der DAF. Das waren zweifellos Einrichtungen des Staates (vermutlich erst ab 1933) mit dem Ziel, den Heimstättern ebenfalls das Bauen und Siedeln zu erleichtern und damit zugleich politische Überzeugungsarbeit zu leisten. Nun hing es natürlich weitgehend von den Personen ab, die sich in den Kreisheimstättenämtern - vor Ort - um die Siedlungen  und um die Siedler kümmerten. Daß von diesen Leuten dabei auch möglicherweise unkonventionelle Wege begangen wurden, blieb nicht aus, Hauptsache es war der Sache dienlich. So hat in Münden Herr Weber auf seine Weise gewirkt.

Der deutsche Siedlerbund, im Jahre 1935 aus dem Zusammenschluß seiner regionalen Vorgängerorganisationen entstanden, kann als die wirkliche Betreuerorganisation der Siedler angesehen werden. Er wird von den Siedlern über die Siedlergemeinschaften und die Landesverbände berufen und getragen. Die Siedlergemeinschaften sind also Untergliederungen der Landesverbände und des Deutschen Siedlerbundes. Was Siedlergemeinschaft heißt, haben auch unsere Siedler der Kramberg-Siedlung am eigenen Beispiel erlebt. Über die verschiedenartigsten Probleme der Siedler in der Bauphase und nach dem Bezug der Häuser habe ich schon berichtet. Viele Aufgaben konnte man nur gemeinschaftlich mit möglichst geringem finanziellen Aufwand erfüllen. Man war aufeinander angewiesen. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man zeitweise von einer Notgemeinschaft spricht.

Zwischen den benachbarten Siedlern und ihren Familien bestanden meist recht gute Kontakte. Ich erinnere mich gut, daß an den Abenden, in denen das vom Wetter her möglich war und wenn es zum draußen arbeiten zu dunkel war, die Siedler und ihre Frauen in Gruppen unter der jeweils nächsten Straßenlaterne standen und sich über ihre Probleme unterhielten.

Wir Kinder haben von diesem Zusammenhalt, dieser wirklichen Gemeinschaft profitiert. Wie die Erwachsenen haben wir tagsüber - sofern die Schule, der "Dienst" oder häusliche Arbeit das erlaubten - zusammen gespielt und musiziert und so die Gemeinschaft gepflegt.

Dieser praktizierte Gemeinschaftsgeist entsprach auch genau den Vorstellungen der damals Regierenden. Er wurde gepflegt und von allen Seiten gefördert. Man war dafür und/oder hatte sich angepaßt. Wenn, wie auf dem nachfolgenden Foto dokumentiert ist, die Siedler "dem Führer" dafür gedankt haben, daß sie siedeln durften, dann war das - wie ich meine - meist die feste Überzeugung  der Siedler.

 

In den Jahren des Siedelns und in den Jahren darauf hat sich nachweislich der Deutsche Siedlerbund mit Hilfe des Staates mehr un die Siedler und ihre Probleme gekümmert, als das zu anderer Zeit möglich gewesen wäre. Es war verständlich, daß diese Aktivitäten der Öffentlichkeit bekannt werden mußten und daß sie der Festigung des Systems und der Einbindung in dieses System dienlich waren. Die folgenden beiden Seiten geben einen Artikel wieder, der vom Deutschen Siedlerbund Anfang 1939 veröffentlicht sein muß. Zwei Fotos von unserer Kramberg-Siedlung sind in diesem Artikel enthalten.

 

 

 

Nachwort

In der vorliegenden Ausarbeitung habe ich versucht, einen chronologischen Ablauf der Ereignisse, die zum Enststehen der Kramberg- Siedlung führten, zu bringen. Um die Zusammenhänge herzustellen, habe ich meine eigenen Erinnerungen mit eingebracht und im Geist der damaligen Zeit Dinge zu begründen versucht.

Ich kann dabei nur meine eigenen Gedanken darlegen. Sicher wird es Siedler oder andere Leser geben, die über mehr und bessere Informationen verfügen oder die Ereignisse anders interpretieren. Da mir diese Kenntnisse und Erkenntnisse fehlen, gehe ich davon aus, daß ich in meinen sachlichen Schilderungen und subjektiven Beurteilungen die Entwicklung richtig gesehen habe.

Auf einen Quellennachweis verzichte isch, weil ich -wie im Vorwort erwähnt - lediglich auf Auszüge aus städtischen Akten, die ich in den sechziger Jahren gemacht habe, auf eigene Fotos, auf eigene Unterlagen und auf meine Erinnerung zurückgreifen konnte. Im übrigen soll dies keine wissenschaftliche Abhandlung sein. Deshalb erbitte ich das Verständnis des geschulten Lesers, wenn meine Zusammenstellung nicht seinen höheren Anforderungen entspricht.

Unsere Kramberg-Siedlung ist nun 50 Jahre alt. Die Häuser unserer Siedlung haben den 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit ohne Schaden überstanden. Im Gegenteil, sie sind im Laufe der Jahre in vielen Fällen erheblich verbessert worden. Man hat die Wohnungen mit z.t. großen finanziellen Aufwendungen den heutigen Bedürfnissen angepaßt. Der ursprüngliche Grundriss ist aber in den meisten Fällen erhalten geblieben.

An unseren Siedlern sind die verflossenen 50 Jahre nicht spurlos vorüber gegangen. Im 2. Weltkrieg sind 42 Siedler bzw. ihre Söhne gefallen. Zu ihrem Gedenken hat die Siedlergemeinschaft nach dem Kriege vor unserem Hause Siedlerweg 11 (heute "Am Kramberg", Anm. d. Verfassers) einen Gedenkstein aufgestellt.

Von unseren Alt-Siedlern leben nur noch wenige; in vielen Fällen wird die Siedlerstelle von einem ihrer Kinder verwaltet und bewirtschaftet. In einigen Fällen haben die Inhaber der Siedlerstellen gewechselt, weil sich die Kinder der Alt-Siedler nach dem Tode ihrer Eltern anderweitig orientierten und wegzogen. Erfreulicherweise sind einige der Nachfolge-Inhaber der Siedlerstellen unserer Siedlergemeinschaft geworden.

Mit der vorliegenden Schrift habe ich nach 50 Jahren als erster den Versuch unternommen, Ereignissse aus der Anfangszeit unserer Siedlung auf Papier festzuhalten und sie auf diese Weise der Nachwelt zu erhalten. Andere Berichte über unsere Siedlung gibt es leider nicht, obwohl unsere Siedler sicher über viele aufschreibenswerte Informationen, über interessante Fotos ud Dokumente verfügen. Es wäre Schade und unverantwortlich, wenn diese Dinge verloren gingen!

Deshalb appelliere ich an alle Siedler, alle mit unserer Siedlung zusammenhängende Ereignissse und interessante Begebenheiten zu berichten und Fotos und Dokumente zur Verwertung zur Verfügung zu stellen. Wendet Euch bitte an den Vorstand unserer Siedlergemeinschaft.

Entstehung

Im nachfolgenden habe ich versucht zu den alten Fotos die aktuelle Ansicht gegenüberzustellen.

 

Um Baumaterial zu den Baustellen Reinlandstr. (Bebelstr.) und Saarlandstr. (Siedlerweg) transportieren zu können, wurde zunächst eine Holzbrücke für eine Gleisanlage im Siedlerweg sowie eine Drehscheibe Ecke Siedlerweg/Bebelstr. errichtet.

Hier wurde auch am 01. Mai 1936 der Grundstein gelegt. Die Stadt hatte die Einladungen verschickt, bekam aber viele Absagen, weil die Eingeladenen an einem solchen Feiertage, dem Tag der nationalen Arbeit, in die Veranstaltungen in ihren Heimatorten eingebunden waren. Im Bericht über diese Grundsteinlegung hieß es: "Man hatte dazu das in der Mitte der künftigen Siedlung liegende Haus des Siedlers Masendorf gewählt. Sämtliche Siedlerfamilien, Vertreter der Behörden und der Parteigliederungen, Stadträte und Ratsherren waren gekommen, um den feierlichen Akt beizuwohnen. Bei der Grundsteinlegung ist eine Urkunde im Fundament an der südöstlichen Ecke des Keller-
geschosses eingemauert worden.

 

Bebelstraße

 


 

Bebelstraße

 

Foto vom Waldrand